Trauergedichte

 

Und meine Seele spanntefliegen
weit ihre Flügel aus,
flog durch die stillen Lande
als flöge sie nach Haus…

Joseph von Eichendorff

border

Kahler Baum

 

Nicht alle Schmerzen sind heilbar,
denn manche schleichen sich tiefer ins Herz hinein,
und während die Tage verstreichen, werden sie Stein.
Du lachst und sprichst, als wenn nichts wäre,
sie scheinen geronnen zu Schaum,
doch Du spürst ihre lastende Schwere bis in den Traum.
Der Frühling kommt wieder mit Wärme und Helle,
die Welt wird ein Blumenmeer,
aber in Deinem Herzen ist eine Stelle, da blüht nichts mehr.

Ricarda Huch

border

BrückeDa ist ein Land der Lebenden
und ein Land der Toten,
und die Brücke zwischen ihnen
ist die Liebe -
das einzig Bleibende,
der einzige Sinn.

Thornton Wilder

border

NebellandschaftVor meinem eignen Tod ist mir nicht bang,
Nur vor dem Tod derer, die mir nah sind.
Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?

Allein im Nebel tast ich todentlang
Und lass mich willig in das Dunkel treiben,
Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.

Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr;
und die es trugen, mögen mir vergeben.
Bedenkt: den eignen Tod, den stirbt man nur,
Doch mit dem Tod der andern muss man leben.

Mascha Kaléko

border

Lichtschein durch BaumeTot ist überhaupt nichts:
Ich glitt lediglich über in den nächsten Raum.
Ich bin ich, und ihr seid ihr.
Warum sollte ich aus dem Sinn sein,
nur weil ich aus dem Blick bin?
Was auch immer wir füreinander waren,
sind wir auch jetzt noch.
Spielt, lächelt denkt an mich.
Leben bedeutet auch jetzt all das,
was es auch sonst bedeutet hat.
Es hat sich nichts verändert,
ich warte auf euch, irgendwo sehr nah bei euch.
Alles ist gut.

Annette von Droste-Hülshoff

border

Statue Dass wir erschraken, da du starbst, nein, dass
dein starker Tod uns dunkel unterbrach,
das Bisdahin abreißend vom Seither:
das geht uns an; das einzuordnen wird
die Arbeit sein, die wir mit allem tun.

Rainer Maria Rilke

border

TSchmetterlingrennung ist unser Los, Wiedersehen ist unsere Hoffnung.
So bitter der Tod ist, die Liebe vermag er nicht zu scheiden.
Aus dem Leben ist er zwar geschieden, aber nicht aus unserem Leben;
denn wie vermöchten wir ihn tot zu wähnen, der so lebendig unserem
Herzen innewohnt!

Augustinus

border

WassertropfenWer weiss denn,
ob das Leben nicht Totsein ist und Totsein Leben?

Euripidis

 

border

BlattDie Blätter fallen. Fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
Sie fallen mit verneinender Gebärde.

Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.

Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.

Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.

Rainer Maria Rilke

border

Die Liebe ist stärker als der TodAbstraktion
und die Schrecken des Todes.
Allein die Liebe erhält
und bewegt unser Leben.

Iwan Turgenjew
border

 

 

StatueSie haben ganz, o Kind, um das wir trauern,
Mit Blumen dich und Kränzen überdecket;
Die werden tief nun, wo du liegst gestrecket,
Mitmodernd, deinen Leib nicht überdauern.

Und wann des Frühlings Lüfte wieder schauern,
Sind neue Blumen deiner Gruft erwecket;
Die werden blühn, von keinem Aug' entdecket,
Und welken hinter freudelosen Mauern.

Dein Vater aber, der sich nennt ein Dichter,
Er möchte dich, und dauerhafter, krönen;
Sein ganzes Leid für dich in Kränze flicht er.
O bliebe nur ein Ton von diesen Tönen
Durch Göttergunst entzogen dem Vernichter,
Ein ew'ges Denkmal früh verblichnem Schönen!

Friedrich Rückert (Kindertotenlieder 1788-1866)

border

Es weiss ja keiner, der's nicht erlebtRegen
wie's ist, wenn einer die Flügel hebt
und leise, leise sich auf die Reise - die letzte macht.
Es weiss ja keiner, dem's nicht geschah
wie's ist, wenn einer nun nicht mehr da.
Wenn leer die Stätte des, den man
hätte so gern noch nah.

border

WolkenlueckeDu weißt, dass hinter den Wäldern blau
die großen Berge sind.
Und heute nur ist der Himmel grau
und die Erde blind.

Du weißt, dass über den Wolken schwer
die schönen Sterne stehn,
und heute nur ist aus dem goldenen Heer
kein einziger zu sehn.

Und warum glaubst du dann nicht auch,
dass uns die Wolke Welt
nur heute als ein flücht'ger Hauch
die Ewigkeit verstellt?

Eugen Roth

border

Wir wären eigentlich vierfehlen
Und sind doch nur drei
denn es fehlt einer
und dennoch fehlt keiner
denn einer ist immer dabei.

Wir wären eigentlich vier
vier Freunde, die durchs Leben gingen
vier, die gemeinsam Lieder singen
vier Kameraden, die zusammen lachten
vier waren's, die oft Späße machten
aber wir sind nur drei
denn es fehlt einer
und dennoch fehlt keiner
denn einer ist immer dabei.

Dabei, wo drei gehen und singen
dabei, wo drei lachen und Späße machen.
In Wirklichkeit kann uns niemand trennen:
auch wenn es so aussieht, als wär'n wir nur drei...
denn - einer ist immer mit dabei.

Jutta Klinkhammer-Hubo

border


Herz Geht es dir gut,
werde ich gefragt
im Vorübergehn.
Doch, gut, sage ich
und zeige
das passende Gesicht:
mein gutgehendes Gesicht.

Mein anderes Gesicht
verberge ich liebevoll
unter meiner Kleidung.
Zuhause ziehe ich
mich aus.
Dann darf es
seine Trauer tragen.

Renate Salzbrenner

border

ich trage dich wie eine WundeBaum
auf meiner Stirn, die sich nicht schließt.
Sie schmerzt nicht immer. Und es fließt
das Herz sich nicht draus tot.
Nur manchmal plötzlich bin ich blind und spüre
Blut im Munde.

Gottfried Benn

border

Eine vollkommen andere Auffassung aller Dinge Schnee
hat sich unter diesen Einflüssen in mir herausgebildet,
es sind gewisse Unterschiede da,
die mich von den Menschen mehr
als alles Bisherige abtrennen.
Eine veränderte Welt.
Ein neues Leben voll neuer Bedeutungen.
Ich habe es augenblicklich etwas schwer,
weil alles neu ist.
Ich bin ein Anfänger
in meinen eigenen Verhältnissen.

Rainer Maria Rilke

border

KerzeÜber alle Gräber wächst zuletzt das Gras,
Alle Wunden heilt die Zeit, ein Trost ist das,
Wohl der schlechteste, den man dir kann erteilen;
Armes Herz, du willst nicht, dass die Wunden heilen.
Etwas hast du noch, solang es schmerzlich brennt;
Das Verschmerzte nur ist tot und abgetrennt.

Friedrich Rückert

borderDurchbruch

Der Tod ist wie ein Horizont,
dieser ist nichts anderes,
als die Grenze unserer Wahrnehmung.
Wenn wir um einen Menschen trauern,
freuen sich andere,
ihn hinter der Grenze wiederzusehen.

border

LotosUnsere Toten sind nicht abwesend,
sondern nur unsichtbar.
Sie schauen mit ihren Augen voller Licht
in unsere Augen voller Trauer.

border

Steh nicht an meinem Grab und weine.Glitzer
Ich bin nicht dort.
Ich schlafe nicht.
Ich bin wie tausend Winde, die wehen.
Ich bin das diamantene Glitzern des Schnees.
Ich bin das Sonnenlicht aus reifendem Korn.
Ich bin der sanfte Herbstregen.
Wenn Du aufwachst in des Morgens Stille, bin ich der flinke Flügelschlag friedlicher Vögel im kreisenden Flug.
Ich bin der milde Stern, der in der Nacht leuchtet.
Stehe nicht an meinem Grab und weine.
Ich bin nicht dort.
Ich bin nicht tot.

border

butterfly

Ich bin nicht tot,
ich tausche nur die Räume.
Ich lebe in Dir
und geh' durch Deine Träume.

Michelangelo

border

Es tut weh, diese Leere zu spüren. Physallis_heart
Es tut weh, dich nicht mehr zu berühren.
Es gäbe noch so viel zu sagen.
Es gäbe noch so viele Fragen.
Die Liebe zu dir wird die Kraft uns geben,
mit dir im Herzen weiterzuleben.

border

Rose

Wenn in der Nacht die Rosen weinen
und unser Herz vor Kummer bricht,
möchten wir dir noch einmal erscheinen
und dir sagen:
"Wir lieben dich!"

border

 

Trauergedichte

So ist das menschliche Herz,
es erlebt erst nach und nach,
was die Vernunft längst weiß.
Für den Verstand sterben die Toten ein einziges Mal,
für das Herz sterben sie viele Male.

René Juan Trossero

border

tropfen

Tränen trocknen,
doch das Herz hört nicht auf
zu weinen.

border

 

colours

Die Liebe, die du mir gelassen hast,
damit sie meinen Tränen Regenbögen schenkt,
und deine Wärme,
die meine Seele schützt,
hat der Wind
heut mit deinem Lachen gekrönt.
Und manchmal strahlt dein Lächeln aus Sternen…

border

Stern

 

Wenn mit einem lieben Menschen
die Sonne aus deinem Leben geht,
dann suche den Stern, den er
eigens für dich angezündet hat.

border

 

Leben Tod und Liebe

Das Leben ist schwächer
als der Tod,
und der Tod ist schwächer
als die Liebe.

Khalil Gibran

border

 

Schmetterling

Erinnerung ist eine Form der Begegnung.

Khalil Gibran

border

Weg

Die Trauer hört niemals auf,
sie wird ein Teil unseres Lebens.
Sie verändert sich und wir ändern uns mit ihr.

border

 

pinkmoon

Sterben ist kein ewiges Getrenntwerden,
es gibt ein Wiedersehen
an einem helleren Tag.

border

 

Fenster

Die Erinnerung ist ein Fenster,
durch das ich Dich sehen kann,
wann immer ich will.

border

 

 

LichtEinem Engel,
der uns alles bedeutet hat.
Einer Liebe,
die nie vergeht.
Einem Licht,
das uns immer leuchten wird.
border

Space

Menschen, die man liebt, sind wie Sterne.
Sie können funkeln und leuchten
noch lange nach ihrem Erlöschen.

border

Ein Hauch von Ewigkeit

Z  e  i  t  .  .  . .

Kann es sein, dass ein Augenblick
zur Ewigkeit wird
Dass die Zeitlinie aufbricht
Vergangenes gegenwärtig wird
TIMEDass Zeit überhaupt keine Rolle mehr spielt
Dass es eine Brücke gibt
die Zeit überwindet
die Ewigkeit atmen lässt

&   R  a  u  m

Und kann es sein, dass das Hier und Jetzt
zum Über-All wird
Dass der Raum sich auflöst
Und wir uns begegnen
Dass der Tod überhaupt keine Rolle mehr spielt
Dass es da eine Brücke gibt
die Raum und Zeit überwindet
Jetzt für den Augenblick
Eine Spur von Ewigkeit

 

border

Angel

Sein Unglück sagen können in Worten,
in wirklichen Worten die zusammenhängen
und Sinn haben und die man selbst noch verstehen kann
und die vielleicht sogar irgendwer sonst versteht
oder verstehen könnte
und weinen können.
Das wäre schon fast wieder Glück.

 

 

 

border

 

line

 

 

 

top